Terroir Piesport

Terroir ... ein oft diskutierter und scheinbar nicht zu erklärender Begriff ... oder doch?

Um diesen Begriff zu erklären begeben wir uns am besten auf eine Zeitreise ... im Falle von Piesport ist dies das 2. Jh. n.Chr.
Genau hier findet nun etwas statt, was durchaus als Urknall des Weinbaus in unserer Region bezeichnet werden kann.
Als die Römer vor fast 2000 Jahren in unsere Region vorstießen, benötigten sie Wein für Ihre Truppen, da Überlieferungen zufolge, jedem Legionär eine gewisse Ration zugestanden war.
So waren es die im Weinbau erfahrenen Römer, die an besonders Sonnenreichen Hängen mit guten Bodeneigenschaften, die ersten Reben unserer Region kultivierten.

Die beiden wesentlichen Bestandteile des Terroirs ... also Klima und Boden mussten gegeben sein, um Weinreben überhaupt anbauen zu können.
Wie bei jeder Pflanze, bleibt auch bei der Weinrebe eine optimale natürliche Voraussetzung nicht ohne Folge und es entstehen in der Folge aus physikalischen und biochemischen Einflüssen, direkte Auswirkungen auf die Inhaltsstoffe der Weintrauben.

Von größter Bedeutung für die Weintraube, ist jedoch das Mikroklima des jeweiligen Standortes, da jeder Bereich einer Weinlage unterschiedliche Bedingungen aufweist. Hat der eine Bereich beispielsweise 12h Sonnenlicht, so kann es in einem anderen Bereich vielleicht nur 10h Sonne haben. Im einen Bereich trocknet der nächtliche Tau in den frühen Morgenstunden ... im anderen vielleicht erst zur Mittagszeit.
Dies alles beeinflusst die Weinrebe in erheblichem Maße und erzeugt in einer Weinlage oft sehr unterschiedlich ausgeprägte Weine und Geschmacksnuancen. Hier liegt auch die dritte Komponente des Terroirs zugrunde ...

Der Mensch.

Die Winzer waren es, die aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen der Weine, die jeweiligen Standorte mit oft seltsam klingenden, aber dennoch klar definierten Namen versahen. Es ist der Winzer, der über Auswahl der Reben, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz, Beschnitt und Anlage seiner Weinlagen entscheidet und im Idealfall eine Symbiose eingeht, entstanden aus jahrzehntelanger Erfahrung und Wissen um seine Weine.
Gelingt eine solche Symbiose, so bringt der Winzer oft Ausnahmeweine hervor, die kein anderer auf diesem Terroir erzielen könnte. So sind die Piesporter Spitzenlagen "Goldtröpfchen" und "Domherr" in ihren Nuancen klar zu unterscheiden und bringen jeweils typische Eigenschaften mit, obwohl sich beide Weinlagen in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.
Schnell wird klar, das genau hier der markanteste Unterschied zum Massenwein zu finden ist, der Naturgemäß über eine weniger ausgeprägte Nuancierung verfügt ... und dennoch ... genau hier liegen die Wurzeln des Weinbaus in Europa: Aus dem einstigen Bedarf einer gossen Menge Wein für das römische Imperium.

Jörg Kinn, Piesport 2008